Das „Ich“ und „Du“ erleben, das „Wir“ üben
in Klasse 4
Höhepunkt unserer vierten Klasse war für uns der Aufenthalt auf dem Schulbauernhof in Bielefeld-Ummeln. Heimweh gibt es, das wussten wir. Aber die vielen Rezepte, die wir alle uns gegenseitig empfehlen konnten, haben geholfen: warme Milch mit Honig, Witze erzählen, Spazierengehen, Freund*innen, Ablenkung, Kuscheltiere, Zitronen, Lavendelduft.
So konnten wir voller Energie auf dem Hof helfen, im Garten, beim Füttern der Tiere, im Stall, beim Verarbeiten der Produkte. Wir wären gerne noch länger geblieben und mit der Sau spazieren gegangen (Sie war trächtig und musste Gymnastik machen!). Auch die Schafe hätten wir am liebsten in die Schule mitgenommen…
Zu Michaeli war die Klasse in der Dunkelheit der Nacht unterwegs, haben die Schüler*innen ihren Weg durch den Wald gefunden – zu mehreren oder allein – und danach gemeinsam im Klassenraum übernachtet.
Am Ende des Schuljahres stand dann die Fahrradprüfung an. Alle Schüler*innen mussten auf dem Papier üben und in der Praxis – und das war kein leichter Parcour, den letztendlich aber alle gemeistert haben.
Auf dem Schulbauernhof in Ummeln
In der vierten Klasse angekommen, sind die Schüler*innen beheimatet in der Schule und vertraut mit allem, was Schule bedeutet. Doch im Alter von zehn Jahren gilt es auch, sich neu zu orientieren. Die Kinder lernen, auf sich selbst zu vertrauen. Sie erleben das „Ich“ und das „Du“ und genauso das „Wir“ und müssen den Umgang damit üben.
Danach richten wir unseren Lehrplan aus, sie probieren aus, erkunden und üben viel: Viertklässler*innen sind Forscher*innen im Bruchrechnen, schreiben ein Tierbuch, fotografieren ihren Schulweg und stellen ihn vor. Sie ernten, dreschen und mahlen Korn. Auch Ausflüge (ins Schwimmbad, zur Eisbahn), Besuche im Museum und einer Kirche sowie eine längere Wanderung befriedigen Wissbegier und Entdeckerlust.
Musik begleitet unseren Unterricht über das ganze Jahr, die Schüler*innen spielen gemeinsam in einem Klassenorchester.
Aus dem Lehrplan
Deutsch | _ Konjugation (als Gliederung der Zeiten) der Verben in Gegenwart (Präsens), Dauer in der Vergangenheit (Imperfekt) und Vollendung in der Gegenwart (Perfekt); evtl. Präpositionen, Vollverben und Hilfsverben _ Unterscheidung von Haupt- und Nebensätzen aus der Sprachmelodie _ Nacherzählen; von der Beschreibung zum Brief _ Briefe schreiben (vielleicht Brieffreundschaften zu einer Klasse an einer anderen Schule) _ Rechtschreibung und Diktate üben (bis ca. 100 Worte)Nordische Götter- und Heldensagen |
Heimatkunde | _ Schule und Wohnorte als Ausgangspunkt _ Heimatort und Umgebung (z. B. Stadtgeschichte, hier: Römer, Weinbau, Schiff-Fahrt…) _ Orientierung im Raum: Himmelsrichtungen _ Sich in die Vogelperspektive erheben können: Abstraktion vom Bild zur Karte; Verständnis einer Landkarte erlangen |
Menschen- und Tierkunde | _ Der Mensch wird aus dem äußeren Erscheinungsbild erfasst: Kopf, Rumpf und Gliedmaßen. _ Es werden Tiere gesucht, die jeweils ein Prinzip auf die Spitze treiben: z.B. Tintenfisch; Maus (oder Biber); Pferd (oder Reh, Antilope) |
Landbau und bäuerliches Leben | _ Getreide dreschen und weiterverarbeiten _ Erntetanz einüben und auf dem Sommerfest aufführen |
Rechnen | _ Großes Einmaleins: 15er bis zur 20er Reihe _ Einführung des Bruchrechnens (Brüche, Addition & Subtraktion dazu erweitern und kürzen), also von Zahlen, die kleiner als 1 (die „Einheit“) sind |
Kunst | _ Aquarellfarbenmalen z. B. zur nordischen Mythologie, Tierkunde, Heimatkunde, Stimmungen von Tages- und Jahreszeiten _ Die Motive werden gegenständlicher |
Musik | _ Lieder werden in Dur und Moll sowie im Kanon oder mehrstimmig gesungen und geflötet -> Gegenübertreten von Einzelnen und Gruppe), insbes. Volksliedergut (z.B. Wanderlieder) _ Notenwerte und Pausenzeichen einführen (vgl. Bruchrechnen, Intervalle) |
Handarbeit | _ Den Kreuzstich beim Sticken erlernen |
Fremdsprachen | _ Schreiben von kleinen Texten _ Rechtschreibung |
Eurythmie | Erste frontale Raumformen. Leichte Kanons. Lernen der C-Dur Tonleiter und des eurythmischen Alphabeths |
Sport | _Vielfältige Bewegungserfahrungen, Mut entwickeln, Bewährungsproben sowie das Tüchtig sein stehen im Mittelpunkt. Der Einzelne löst sich aus der Gruppe. Bewegungsaufgaben im Klettern, Springen, Balancieren und Schwingen an Gerätebahnen, spielerisches freies Üben, Lauf-, Ball- und Fangspiele. |