Lernen bedeutet Spaß und Wissen
Geschichten – geschrieben von Schüler*innen der 11. Klasse
Klänge der Vergangenheit
Das Summen des Marktplatzes war ohrenbetäubend. Menschen liefen durcheinander, Händler priesen ihre Waren an. In der Luft hing der Geruch von Oliven, das Singen von Grillen und in der Ferne hörte man das Rauschen des Meeres. Sand stob auf, wenn Räder über den steinigen Boden holperten, Motoren heulten, Leute lachten. Die bunten Tücher der Zelte wehten im leichten Wind. Am hinteren Ende des Marktes, dort, wo es keine Touristen mehr gibt, war ein Marktstand aufgebaut; einer dieser, die dem daneben zu gleichen scheinen, und es dennoch nicht tun. Hinter dem Marktstand befand sich eine junge Frau, die für einen ihrer Kunden Nüsse in einen Beutel abfüllte. Ihre Handgriffe waren geübt und der Mann ihr gegenüber hatte das Kleingeld schon bereit. Jeden Sonntag kam er zu diesem Stand, jeden Sonntag wünschte er einen guten Morgen, nickte der alten Frau im Schatten der Planen zu, und bestellte seine Nüsse. Es war ein Ritual geworden, eine Hommage an die Gewohnheit. Doch all diese Klänge, der Mann und auch sein freundliches „guten Morgen“ sind nicht das Zentrum unserer Geschichte. Es ist die alte Frau, die von den meisten unbemerkt, jeden Sonntag im Schatten sitzt und Nüsse schält.
Das leise Rauschen und Klimpern des Radios hatte sie eingelullt, und alte Lieder und ihre mechanischen Bewegungen waren nur die Hintergrundklänge zu ihren Gedanken: Bilder und Worte, die von einem langen Leben zeugten; Bilder und Worte, die sie schon viele Male abgespielt hatte. Die alte Frau lächelte versonnen, sie nickte einem der Passanten zu, ohne allzu sehr darauf zu achten. Das Radio des geparkten Autos knackte kurz, als das alte Lied endete und ein neues begann. Klänge erfüllten die Frau. Töne, die nach Sommer und Meer schmeckten. Töne, die Erinnerungen weckten. Ältere, verborgene Erinnerungen, die unter der Zeit vergraben gewesen waren. Und während das Lied seinen Höhepunkt anstrebte, fiel sie. Sie fiel durch Zeit und Raum, zurück zu eben diesem Lied, zu einem Sommer, der viele, viele Jahre schon zurücklag. Cataleya lachte, während der Wind ihr ins Gesicht blies. Kräftig trat sie in die Pedale, um noch schneller zu werden. Sie fühlte sich frei. Ihre langen Haare flatterten in der salzigen Luft. Heute Abend würde es ein Fest im Städtchen geben und sie hoffte, vorher noch ihr Buch aus dem Laden abzuholen, nach Hause zu fahren, und ihre sandigen Klamotten gegen ein Kleid zu tauschen. Ihre Beinmuskeln spannten sich, als sie sich den nächsten Hügel hinaufarbeitete. Ein weiteres Lachen blubbert aus ihrem Inneren, als sie über den höchsten Punkt schoss. Dann erstarb das Lachen. Am Rand der Straße, ein bisschen den Hang hinab stand ein Mann an einem Auto. Von ihrem Lachen gewarnt, hatte er sich umgedreht und lächelte sie erwartungsvoll an. Cataleya fühlte sich wie ein Tänzer, der sich unbeobachtet glaubt, dann aber feststellen muss, dass er ein Publikum hat. Während sie ihr Fahrrad neben ihm zum Halten brachte, zwang sie sich verlegen, vom kindlichen Lachen weg, hin zu einer schüchternen, reservierten Höflichkeit. Eben der, die man von einer schicklichen jungen Frau erwartete.
„Hallo“ sagte sie, und lächelte.
„Hey“ antwortete er. Seine tiefe Stimme trug einen Akzent in sich, der noch mehr herausstach, als er weitersprach. „Was für ein Glück, dass jemand vorbeikommt!“ – war er Engländer? – „Nun, mein Auto ist liegen geblieben, und ich weiß nicht so wirklich, wo genau ich bin…“ Er ließ seine Worte ausklingen und lächelte.
Cataleya‘s Blick fing sich kurz in dem Licht, dass seine Haare in Gold verwandelte, dann nickte sie. „Du hast in der Tat Glück.“ sie grinste „Gleich hinter dem Hügel liegt eine kleine Stadt. Geh in den Pub und erklär den Barmann, was das Problem ist. Es wird sich mit Sicherheit eine Gruppe Männer finden, die dein Auto reparieren können, oder zumindest in die Stadt zum Mechaniker bringen.“
„Dem Himmel sei Dank!“ Er lachte. „Stell dir vor du wärst nicht vorbeigekommen, dann hätte ich hier noch Ewigkeiten rumgestanden, ohne zu wissen das gleich da hinten eine Stadt ist.“ Cataleya nickte innerlich. Ja, definitiv Engländer.
„Wenn Du möchtest, zeige ich dir den Weg.“ bot sie an.
Sein Lächeln weitete sich, während er antwortete: „Das wäre wirklich nett! Ich heiße übrigens James.“ Er streckte die Hand aus.
„Cataleya.“, sie ergriff die gebotene Hand, schüttelte sie. „Freut mich deine Bekanntschaft zu machen.“
„Und mich erst.“, grinste er, „Warte ich hole gerade meinen Rucksack aus dem Auto, den Koffer nehme ich später mit.“ Als er wieder neben ihr stand, hing ihm ein lederner Rucksack um die Schulter. „Na dann mal los.“ Sagte James und wollte sich gerade in Bewegung setzen, als sie den Kopf schüttelte.
„Setz dich, wir fahren.“, sie deutete hinter sich aufs Fahrrad. Er sah sie ungläubig an. Das war’s also mit dem Versuch, sich wie eine schickliche junge Italienerin zu benehmen; sie verfluchte sich innerlich.
Doch dann nickte er. „Also gut… Aber bergauf laufe ich.“ Als sie in der Stadt ankamen, stiegen sie beide ab.
„Ganz schön voll für so ein kleines Städtchen.“ Meinte James erstaunt.
Sie lachte. „Du bist in Italien, die Menschen hier sind sehr gesellig. Aber es ist voller als sonst; heute Abend wird ein Fest gefeiert, also sind die Menschen aus benachbarten Gegenden auch hier. Sieh, da vorne werden gerade Girlanden aufgehängt.“ Cataleya deutete auf bunte, im Wind flattern Fahnen. „Es ist wirklich ein hübsches Städtchen.“ meinte James als sie den Pub erreichten. Er tat einige Schritte, dann drehte er sich um. „Vielen Dank, Cataleya.“ sagte er. Ihr Name klang so anders mit seinem Akzent. Wie Schokolade sich ändert, wenn man sie Temperaturen aussetzt, für die sie nicht geschaffen ist. Andererseits, dachte sie, schmeckt Schokolade auch besser, wenn sie geschmolzen ist. „Gerne.“, nickte sie.
„Naja, ich…“, er schloss den Mund. „Ich geh dann mal rein.“ Er tat noch ein paar Schritte, öffnete die Tür, drehte sich wieder zu ihr um. Die junge Italienerin saß noch immer auf ihrem Fahrrad und sah ihn an.
„Vielleicht sieht man sich ja mal.“, meinte sie schließlich.
„Ja! Das fände ich sehr schön.“
Die Tür fiel ins Schloss. Cataleya ließ sich auf die Bank fallen. Sie griff nach ihrem Glas und nahm einen großen Schluck. Ihre Haut glänzte vom Tanzen, ihre Wangen waren gerötet. Weißer Stoff spielte um ihre Knie, als vermisse er es, mit ihren Bewegungen durch die Luft zu wirbeln. Sie hatte es nicht mehr zum Buchladen geschafft, überlegte sie, aber das könnte sie auch morgen machen. Sie ließ den Kopf in den Nacken fallen und betrachtete die Sterne. Es war eine klare, warme Nacht.
„Hallo, kleine Orchidee.“, sagte ein englischer Akzent. Cataleya drehte den Kopf und blickte in lachende Augen. James ragte über ihr auf.
„Hey“, meinte sie, etwas überrascht. Er setzte sich neben sie auf die Bank und sie betrachteten die tanzenden Paare.
„Würdest du mit mir tanzen?“, fragte der englische Akzent neben ihr.
Cataleya lehrte ihr Glas. „Warum nicht?“, sagte sie und ergriff zum zweiten Mal an diesem Tage seine dargebotene Hand.
Das Lied, das zu spielen begann war sanfter, aber dennoch irgendwie froh. Es war wie die Nacht, gefüllt von Sommer und Meeresluft. Und es mochte an den Sternen gelegen haben, oder an dem warmen Gefühl, das er in ihr verursachte, oder einfach an dem Alkohol- vermutlich, dachte sie später, war es eine Mischung aus allen dreien. Doch an diesem Abend, wirbelnd in ihrem weißen Kleid, war Cataleya durch und durch glücklich.
Das Lied hatte aufgehört zu spielen, aber trotzdem hörte sie es noch, spürte den weißen Stoff um ihre Beine wehen.
Die alte Frau mit der Nussschale seufzte; sie kannte das Ende der Geschichte. Und so hing an dem Glück jener Nacht ein schaler Geschmack.
Die Reparaturen an James Auto hatten länger gedauert als erwartet. Also war er gezwungen gewesen in jener Stadt zu verweilen. In jener Stadt, im Norden Italiens, die für Cataleya „zu Hause“ bedeutete. Einem Ort, den Fremde nur fanden, wenn sie dort strandeten. Fremde, wie auch James einer gewesen war.
Am Tag nach dem Fest war Cataleya zur Buchhandlung gegangen und dort auf ihn gestoßen. Logisch betrachtet ist es sehr schwer, sich in einem solch kleinen Ort nicht regelmäßig über den Weg zu laufen, doch ihr war es wie Schicksal erschienen. Und ob es nun Schicksal war, oder Zufall, sie begegneten sich immer wieder, und während die Tage verstrichen wurden sie von Fremden, zu Bekannten, zu Vertrauten. Er erzählte ihr über die Doktorarbeit, an der er arbeitete, und sie sprach von der Welt, die sie sehen wollte. Und als das Auto fertig repariert war, war er geblieben. Er blieb den ganzen Sommer über und bis in den Herbst hinein. Und als Anfang September England den Deutschen den Krieg erklärte und er kurze Zeit später den Befehl erhielt, dem Militär beizutreten, hielt er um ihre Hand an. Darum war für Cataleya das Jahr 1939 nicht das Jahr, in dem der schrecklichste Krieg der Menschheit begonnen hatte, sonder das Jahr, in dem sie sich verlobte. Genauso, wie das Jahr ‘45 nicht das Jahr war, in dem der Krieg endete, sondern das Jahr, in dem James starb. Auf gewisse Weise hatte der Krieg ihn ihr zweimal genommen.
Die Augenbrauen der Alten zuckten leicht, als eine altbekannte Bitterkeit in ihr aufstieg. Sie schluckte sie runter. Dieser Krieg, wie jeder andere, war von niemandem gewonnen worden.
Cataleya erinnerte sich an die Kriegsjahre, an das Glück, dass der Angst wich und dann von Trauer abgelöst worden war. Das Gefühl hatte sich mit den Jahren verändert, das Leben war weiter gegangen, sie hatte neue Menschen kennengelernt, neue Liebe gefunden.
Hier saß sie also, wie jeden Sonntag, und sah ihrer Enkelin beim Nüsse-Verkaufen zu. Alte Wunden hatten sich geschlossen und waren nunmehr Narben, an die sie sich gewöhnt hatte. Nur manchmal blickte sie, wie durch Zufall darauf und verspürte eine tiefe Melancholie. Nicht wegen des Blutes, das sie vergossen hatten, sondern wegen der glatten Haut, die dort einst gewesen war.
Cataleya blickte auf ihre Hände, die noch immer Nüsse schälten und sah an der einen ihren Ehering, an der anderen aber einen älteren. Ihre Haut darunter war weiß und von der Sonne unberührt. Für Cataleya stand er nicht mehr für ein Versprechen, sondern für Erinnerungen an Sommersonne, ein Auto am Straßenrand und Meeresluft.
Sie war inzwischen zu alt, um wirbelnd und trunken durch die Nacht zu tanzen. Die Sterne aber, die Sterne würde sie immer lieben.
Die Zeit lässt nicht vergessen
10. Oktober 1981 Erna. Eine alte Frau, die Spuren des Lebens trägt, steht dort ruhig dem Mond zugewandt. Vor ihr ein See, der klar und ohne Bewegung daliegt. Eingefallene Augen, schmale Lippen, tiefe Falten um Augen und Mund. Graue Haare, die in dünnen Strähnen auf ihre Schultern fallen. Dünne Augenbrauen, die ihre traurigen schwarzen Augen zieren. Ihre Schultern drohen unter der Vergangenheit zu zerbrechen. Ein Gehstock, der sie stützt. Eine bemitleidenswerte Gestalt, die dort vor dem See ihren Schmerz hoch zu den Sternen schickt. Sie entsendet vergebens eine Bitte hoch hinaus in die Weiten des unbekannten Raums, wo sich doch der Herr verstecken mag und über uns alle wacht! Sie erhofft sich Erlösung, Ruhe, Frieden. Zwecklos. Niemand wird sie erhören. Ihren Glauben hat sie vor Jahrzenten verloren. In einer Zeit, in der sie ihn am meisten brauchte, verließ er sie und dies verzieh sie ihm nie. Sie hegte seit jeher einen Groll gegen den Allmächtigen Vater, der stehts den Guten beiseite steht und dem Bösen Gerechtigkeit tut. Doch Erna war keine schützende Hand in ihrem Leben vergönnt gewesen. Sie litt. Sie litt alleine.
Niemand, der ihr beistand.
Niemand, der dem Bösen Gerechtigkeit tat.
Niemand.
Sie gab sich selbst die Schuld. Suchte und suchte in ihren Taten nach einem Fehler. Finden konnte sie ihn nie.
Wahre Freude, Freude, die den ganzen Körper durchströmt, einen stark fühlen lässt, einen bereit für alles Kommende macht, verließ sie für immer.
Sie versuchte alles.
Alles, um wieder einen Sinn in ihrem Leben zu finden.
Aber ohne auch nur eine Person, die sie liebte, gelang ihr dies schlicht und ergreifend nicht. Sie war es satt, es zu versuchen. Sie hatte keine Kraft mehr, noch länger ein so erbärmliches Leben ohne Sinn zu führen. So beschloss sie hier und jetzt ihrem Elend ein Ende zu setzen, wenn der Gott, der das Verkehrte doch verhinderte, ihr nun hier kein Zeichen gab. 11. Juli 1941 Die Geschosse ließen die Kinder und Mütter zusammenzucken. Söhne und Töchter, die noch nicht einmal vollends ihrer Muttersprache mächtig waren, erstarrten, wann immer sie ein deutsches Wort von den großen Männern in Uniform hörten. Die Männer nahmen den Kindern ihre Mütter weg und wenn sie zurückkehrten war ihre liebe Mama, ihre Heldin, ihre Welt, verändert. Unwiderruflich. Die Mütter schwiegen. Sie wollten den Kindern nicht die furchtbaren Dinge erzählen, die diese Männer, ohne auch nur einen Hauch von Skrupel, mit ihnen taten. Oft jedoch hielten die Frauen es nicht aus, mit solch einem Erlebnis allein gelassen zu sein. Weiterhin die starke Mutter für ihre Schützlinge zu spielen. Sie gaben ihren liebsten Schatz auf, ließen ihn allein auf der Erde zurück und sie machten sich selbst ins Unbekannte auf. Eine Tat, die eine Mutter niemals freiwillig tun würde, so verändert waren die Persönlichkeiten, nach einem solchen Erlebnis.
Erna. Sie musste ihre Mutter und ihre ältere Schwester mit ihnen aus dem Raum in das Schlafzimmer gehen sehen. Mit den Männern. Mit ihrem hämischen Grinsen und widerwärtigen Gedanken. Erna protestierte. Sie wusste, was hier vor sich ging. Sie wusste, ihre liebsten Personen würden nie wieder wie früher sein. Sie kämpfte mit Händen und Füßen gegen die Kraft des Mannes an, der sie fest im Griff hatte. Doch der Kraft der Gier, die ihr gegenüberstand, konnte sie nicht standhalten. Ihre Gedanken verschwammen. Ihr Unterbewusstsein brachte sie zu einem anderen Ort.
Zu ihrer geliebten Stute. Sie war von der Wehrmacht eingezogen worden, doch Erna stellte sich vor, wie sie zurückkehrte, nachdem all dies ein Ende fand. Wie sie wieder -wie früher-durch die Wälder galoppieren und den Wind in ihrem Haar spüren würde. Was Erna nicht wissen konnte war, dass ihre Stute schon vor einiger Zeit im Kampf gefallen war. Durch eine Splitterbombe. Kleine Metallteile, die sich direkt in das Herz der Stute bohrten und ihrem Leben ein Ende setzten.
Das Geräusch eines Gewehrs, wie es zurück in den Waffengurt geschoben wurde, brachte Erna zurück in die Gegenwart. Sie blickte dem Mann in die Augen. Sie empfand nichts. Der Soldat. Nein er ist nicht würdig, ein Soldat genannt zu werden. Der Barbar hatte nun eine neue Geschichte mit seinen Kumpanen zu teilen. Er ging. Ohne ein einziges Wort. Erna folgte ihm zurück in die Eingangshalle, doch er war verschwunden. Ebenso wie die anderen. Immer noch benommen begann sie nun nach ihrer Mutter und Schwester zu suchen. Ihre Benommenheit verwandelte sich in Panik, als sie die beiden nicht finden konnte. Sie suchte und suchte. Schließlich. Oben, in dem Elternschlafzimmer, fand sie ihre Mutter. Schluchzend. Kniend vor dem Bett. Auf dem Bett. Ihre Schwester. Bewegungslos. Sie rannte zu ihr. Nahm sie in den Arm. Sprach zu ihr. Doch ihre Schwester konnte sie schon lange nicht mehr hören. Sie war tot. Zu diesem Zeitpunkt konnte Erna noch nicht wissen, dass dies nicht ihr einziger Verlust bleiben wird. Ihre Mutter wird nicht lange mit der eigenen Erfahrung und dem Verlust eines Kindes leben wollen. Ihr Geliebter wird im Krieg für Russland fallen. Ihr Vater verschwand ohne eine Spur. Familie und Freunde. Alle. Wirklich alle werden ihr entrissen.
Nach und nach.
Schülervertretung 2018/2019
Mit neuem Schwung, vielen Ideen und Initiative startete die SV (Schülervertretung) ins neue Schuljahr.
Die SV stellt sich aus den motivierten Klassensprechern der Oberstufe zusammen. Wir freuen uns über die Unterstützung der 8. Klasse, die nächstes Jahr offiziell SV- ler werden und schon einmal Einblick in die SV erhalten können.
Wir, das sind: Emma-Leni Läge und Linus Blanke (8.Kl.), Lisa Vorndamme und Lasse Frenzel (9.Kl.), Pauline Dreyer, Lisa Fischer und Konstantin Rudloff (10.Kl.), Ranee Schröder und Sasan Nabizada (11.Kl.), Rebecca Vormbaum und Jan Hendrik Brandt (12.Kl.). Unterstützt werden wir von Frau Jotzo-Neumann (SV-Lehrerin).
Unsere gewählten Schülersprecher sind Lisa Fischer, Jan Hendrik Brandt und Konstantin Rudloff.
Wir treffen uns regelmäßig jeden Freitag in der 6. Std. in der ehemaligen Schülerbibliothek, um Fragen aus der Schülerschaft aufzugreifen und die nächsten Aktionen für die Schülerschaft auf die Beine zu stellen und so das Schulleben zu bereichern. Dazu gehören der WOW- Day zu Beginn des Schuljahres, ein Infostand zum Basar, die Projekttage in der letzten Schulwoche vor den Sommerferien und das Initiieren und Organisieren von Oberstufenforen zu Themen, die uns wichtig sind. Außerdem machen wir uns Gedanken darüber, wie wir uns für das 100-jährige Jubiläum der Waldorfschulen im kommenden Jahr engagieren können.
In diesem Schuljahr konnten wir am 28. September schon den WOW-Day organisieren, ein Tag an dem die 6.-12. Klasse für Hilfsbedürftige Geld erarbeitete, indem sich alle Schülerinnen und Schüler verschiedene Arbeitgeber suchten oder am Sponsorenlauf teilnahmen, um so Spendengelder zu sammeln. Damit konnten wir zwei Organisationen unterstützen, die sich dort engagieren, wo die Not am Größten ist, die Freunde der Erziehungskunst und das Hammer Forum. Durch diesen Einsatz kamen insgesamt 5864 Euro zusammen, die wir überweisen konnten, was uns als Schule sehr stolz macht! (siehe Bericht zum WOW-Day)
Passend zu dem Thema konnten wir auch schon ein Oberstufen Forum einrichten, bei dem der Schülerschaft vor Augen gebracht wurde, dass sofortige medizinische Hilfe nicht für jeden überall auf der Welt verfügbar ist. Dies wurde uns durch einen ehrenamtlichen Arzt des Hammer-Forums, durch einen unglaublich realistischen Vortrag nahe gebracht. Jene Ärzte reisen in die verschiedensten, ärmsten Ländern, um die Kinder medizinisch zu versorgen, welche sonst nicht behandelt werden können. (siehe Bericht zum Oberstufenforum)
Wir werden auf dem Martinsbasar, der in diesem Jahr am 24.11. stattfindet, einen SV – Stand aufbauen, um über uns und unsere Aktivitäten zu informieren.
Des Weiteren hoffen wir, in diesem Jahr noch viele weitere Projekte, wie z.B. die Projekttage der Oberstufe, organisieren zu können und werden versuchen, Euch zeitnah auf unserer neuen SV- Website zu informieren.
10. November 2018
Für die SV: Lisa F. (10.Kl.)
Das erste Oberstufenforum im Schuljahr 2018/19 fand recht kurzfristig statt. Während der Organisation des WOW-Days (Waldorf One World) haben wir als SV uns entschieden, einen Teil der Spenden dem Hammer Forum zukommen zu lassen. Das Hammer Forum organisiert Hilfseinsätze von Ärzten, Chirurgen, Krankenpfleger/innen und weiteren medizinischen Fachkräften in Ländern, wo fast keine medizinische Versorgung gegeben ist. Da wir es als SV wichtig fanden, die anderen Mitschüler/innen darüber zu informieren, wo das Spendengeld hingehen soll, haben wir Kontakt zu Dr. Emmanouilidis, auch Dr. Emma genannt, vom Hammer Forum aufgenommen. Dr. Emma ist pensionierter Arzt und Chirurg und engagierte sich seit Jahrzehnten ehrenamtlich beim Hammer Forum. Auf unsere Anfrage, ob er sich vorstellen könne, zu uns in die Schule zu kommen und uns von seiner Arbeit bei den Hilfseinsätzen zu berichten, erklärte er sich bereit, zwischen zwei Hilfseinsätzen kurzfristig zu uns zu kommen. Somit fand das erste Oberstufenforum in diesem Schuljahr in der 3. und 4. Stunde am Donnerstag, den 27.09.2018 statt. Alle Schülerinnen und Schüler der Klassen 9, 10, 11, 12 und 13 sowie das BK 2 versammelten sich im Saal.
Dr. Emma informierte uns sehr eindrucksvoll mit Hilfe von Bildern über seine Arbeit bei den Hilfseinsätzen. Zu Beginn seines Vortrags erklärte er, wie das Hammer Forum arbeitet, wie es entstanden ist und wie es entscheidet, in welchen Ländern Hilfseinsätze organisiert werden. Anschließend begann er mit einer Reiseschilderung nach Burkina Faso, um exemplarisch eine Station der Hilfseinsätze näher zu erläutern. Dr. Emma informierte uns über die konkrete Lebenssituation der Menschen, die Lebensstandards und Lebenserwartungen in diesem Land und beschrieb, wie er und seine medizinischen Fachkräfte dort arbeiten, d.h. welche Räumlichkeiten ihnen zur Verfügung stehen und mit welchen Schwierigkeiten sie zu tun haben beispielsweise mit Sprachbarrieren oder, zumindest am Anfang, mit schlechtem oder nicht passendem Material bzw. Arbeitswerkzeug.
Burkina Faso gehört zu den sechs ärmsten Ländern der Welt – alle auf dem afrikanischen Kontinent. Der Mangel an Trinkwasser, schlechte hygienische Verhältnisse und eine mangelhafte, falsche Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern tragen zu einer hohen Kindersterblichkeit bei. Jedes zehnte Kind erreicht nicht das fünfte Lebensjahr! Die fehlende ärztliche Versorgung vor allem in den ländlichen Gebieten führt dazu, dass Infektionskrankheiten und andere Tropenkrankheiten in vielen Fällen nicht behandelt und wichtige chirurgische Operationen nicht durchgeführt werden.
2015 baute das Hammer Forum unter der Projektleitung von Dr. Emma eine neue Kinderambulanz auf und versorgte den Operationssaal einer Klinik mit notwendigen, zusätzlichen medizinischen Geräten. Jährlich behandeln die Ärzte des Hammer Forums rund 2600 Kinder! Dr. Emma beschrieb sehr anschaulich, wie es ihm gelingt, zu den Kindern Vertrauen zu bekommen, da die Menschen aus Europa für die Kinder durch ihr Aussehen und ihre Sprache sehr fremd wirken. Anschließend wurde anhand der gezeigten Krankheitsbilder von einzelnen Kindern, die bisher nicht medizinisch behandelt wurden und von ihm und seinem Ärzteteam die notwendigen, oft lebenserhaltenden Behandlungen und Operationen erfuhren, deutlich, wie wichtig die Arbeit ist, die dort geleistet wird.
Die Bilder die Dr. Emma dazu zeigte, waren sehr erschreckend und auch das, was er erzählte, war teilweise für uns kaum vorstellbar und auch, das es so etwas in der Welt überhaupt noch gibt. Er berichtete anschließend noch über weitere Projekte, die er während der Einsätze organisiert und unterstützt, wie z.B. Ernährungsberatung und die Aus- und Weiterbildung des einheimischen Personals vor Ort. Nach seinem sehr interessanten, beeindruckenden Vortrag und einer kurzen Pause gab es anschließend noch eine angeregte Diskussionsrunde zu einigen Aspekten seines Vortrages.
Für die SV: Jan Hendrik (12.Kl.)