Schulprofil der Rudolf-Steiner-Schule Bielefeld
1. Pädagogisches Konzept
Wir sind eine private Schule in freier Trägerschaft und Mitglied im Bund der Freien Waldorfschulen. Zu unserer Schule haben alle interessierten Menschen Zugang, unabhängig von Herkunft, Religion oder Einkommen.
Die Schule ist naturnah gelegen am Stadtrand, in unmittelbarer Nachbarschaft des Waldorfkindergartens. Beziehungen bestehen auch zur Christengemeinschaft und zum Bielefelder Zweig der anthroposophischen Gesellschaft. In mehreren Vorträgen pro Jahr werden anthroposophische Themen erläutert. Unsere pädagogische Arbeit beruht auf der Beobachtung der Entwicklung der Kinder und Jugendlichen, wie Rudolf Steiner sie angeregt hat und bemüht sich darum, diese in ihrem Aufwachsen zu freien, verantwortlichen Menschen zu unterstützen.
Dazu unterrichten wir in den ersten beiden Schuljahren nach dem Prinzip des bewegten Klassenzimmers, um den Kindern die Möglichkeit zu geben noch vielfältige Bewegungserfahrungen zu sammeln, z.B. beim wöchentlichen Voltigieren oder Wandern. In der ersten Klasse wird der Klassenlehrer dabei von einer erzieherischen Fachkraft unterstützt.
Für die ersten vier Schuljahre sind wir eine offene Ganztagsschule. Ab dem Mittag können die Kinder in der Ganztagsschule Hausaufgaben machen, aber auch Freundschaften entwickeln, frei spielen oder Kurse besuchen.
Englisch unterrichten wir ab der ersten Klasse, in der zweiten Klasse kommt Französisch hinzu. Eurythmie, Turnen, Musik und Handarbeit bieten den Kindern vielfältige Anreize zur Entwicklung ihrer individuellen und sozialen Fähigkeiten. Ab der fünften Klasse kommt das Werken hinzu, ab der sechsten Klasse das Fach Gartenbau. Das religiöse, christliche Element durchzieht besonders den Unterricht des Klassenlehrers, dessen Aufgabe es auch ist, das Geistige in den Kindern mit dem Geistigen der Welt in Beziehung zu setzen. Biblische Geschichte und christliche Themen werden im Religionsunterricht vermittelt. Der Klassenlehrer führt eine Klasse in der Regel durch die ersten sechs Schuljahre und unterrichtet während der ersten beiden Schulstunden die Klasse in drei bis vier Wochen dauernden Epochen in Mathematik, Deutsch und allen Gebieten der Sach-, Natur- und Gesellschaftskunde. Zu seinen Aufgaben gehört es auch, die Kinder durch den Jahreslauf der Natur, aber auch der christlichen Jahresfeste zu führen.
Zum Ende des Schuljahres erhalten die Kinder Textzeugnisse, in denen ihre Entwicklung und ihre Fähigkeiten beschrieben werden. In der 10. Klasse werden die Jugendlichen in die Leistungsbewertung durch Noten eingeführt. Die schriftlichen Beurteilungen gibt es weiterhin.
Es gilt Wissen und Fertigkeiten nicht nur über den Kopf, sondern auch mit Herz und Hand zu erwerben. In der dritten Klasse lernen die Kinder den Weg des Getreides vom Korn zum Brot in einer Ackerbau-Epoche durch eigene praktische Arbeit kennen, ebenso erhalten sie Einblicke in die klassischen Handwerksberufe. Ab der vierten Klasse spielen die Kinder in einem Klassenorchester, dem sich später das Mittelstufenorchester und das Oberstufenorchester anschließen. Entsprechend gibt es auch Chöre. Höhepunkte der achten Klasse stellen das Klassenspiel und die Biografie-Arbeiten der Schüler dar. Klassenfahrten und praktische Projekte, die der Klassenlehrer mit der Klasse durchführt, verstärken die soziale Gemeinschaft der Klasse, die auch den Übergang vom Primar- in den Sekundarbereich gemeinsam vollzieht.
Mit der neunten Klasse beginnt die Oberstufe. An die Stelle des Klassenlehrers treten Fachlehrer. Die Klassen der Oberstufe werden von einer Klassenbetreuerin und einem Klassenbetreuer gemeinsam geführt. In der neunten Klasse findet eine Fahrt nach Weimar und Buchenwald statt. Außer auf die „klassischen“ Unterrichtsfächer, wie es sie an jeder Schule gibt, legen wir auch Wert auf künstlerische und handwerkliche Fähigkeiten, die in vielfältigen Fächern auch in der Oberstufe erübt werden. In der Oberstufe gibt es folgende Praktika: Landwirtschaftspraktikum, Handwerkspraktikum, Feldmesspraktikum und Sozialpraktikum.
Die mittlere Reife wird in teilzentralen Prüfungen gegen Ende der elften Klasse erworben. Die Waldorfschulzeit setzt sich aber fort bis in die zwölfte Klasse, in der die Schüler eine Jahresarbeit zu einem selbst gewählten Thema verfassen und der Schulgemeinschaft in einem Vortrag darbieten, außerdem führen sie ein Klassenspiel auf und machen eine Kunstfahrt.
Nach der mittleren Reife haben die Schüler auch die Möglichkeit die zwölfte Klasse der Waldorfschule zu besuchen und in der 13. Klasse das Abitur zu machen. Natürlich stehen ihnen auch andere Bildungswege offen.
In einer eigenen Schulküche wird täglich möglichst vegetarische Vollwertkost zur Verpflegung der Schüler und Lehrer frisch zubereitet.
2. Struktur der Selbstverwaltung
Die Schule wird getragen durch zwei Vereine: Der Förderverein ist Eigentümer des Schulgebäudes und der finanzielle Träger der Schule von Fördererseite aus. Der Schulverein ist Betreiber der Rudolf-Steiner-Schule und des Berufskollegs und somit Arbeitgeber. Die Vorstände beider Vereine tagen regelmäßig gemeinsam. Beide Vorstände übertragen große Aufgabenbereiche an die Geschäftsführerin, Gremien der Selbstverwaltung und an Mitarbeiter des Schulbüros. Das Kollegium organisiert seine Zusammenarbeit mithilfe der pädagogischen Konferenz, der Stufenkonferenzen und der Beratungskonferenz.
Der Schulorganismus ist im Zustand nach einer Entwicklungsberatung durch Frau Abraham-Schönecker und befindet sich zur Zeit in einer Phase der Neustrukturierung anhand des Verfahrens „Wege zur Qualität“ (Siehe 4. Qualitätsentwicklung, weiter unten)
Die aktuelle Struktur ist in etwa wie folgt:
Für die Aufgaben der Schulführung werden Delegationen gebildet: Personalkreis, Deputatsplanung, Stundenplanung und Vertretungsplanung. Zur Zeit gibt es ein Koordinations- und Schulleitungsteam, das die Prozesse der Selbstorganisation begleitet und koordiniert und nach außen Funktionen einer Schulleitung übernimmt.
Auch für alle anderen Aufgabengebiete werden Delegationen eingerichtet. So gibt es auch den Küchenkreis, den Basarkreis, den Gebäude- und Geländekreis und den Öffentlichkeitsarbeitskreis.
Alle Gremien haben die Aufgabe, ihre Arbeit anhand schriftlicher Leitlinien durchzuführen und zu protokollieren.
Klassenübergreifend sind die Eltern organisiert im Schulparlament, das sich einmal im Monat trifft und über Belange des Schullebens berät. Auch Vertreter des Kollegiums nehmen an den Sitzungen teil.
(Das Schulparlament entspricht in etwa dem Elternrat einer öffentlichen Schule.)
Das Schulparlament entsendet Vertreter in die sogenannte Schulführungskonfernz, an der neben Kollegium und Verwaltung auch die Vorstände der beiden Vereine teilnehmen. Hier werden verantwortliche Delegationen gebildet und Entscheidungen vorbereitet, die in den verantwortlichen Delegationen und Organen schließlich gefasst werden.
3. Personalentwicklung
Für die Personalentwicklung ist der Personalkreis verantwortlich. Zum einen wird der mittel- und langfristige Personalbedarf ermittelt, zum anderen wird auf die persönliche berufliche Entwicklung der Mitarbeiter geachtet. Dazu dienen vor allem die Personalentwicklungsgespräche, die der Personalkreis jährlich mit den Mitarbeitern führt.
4. Qualitätsentwicklung
Die Schulgemeinschaft hat sich im Juli 2017 dazu entschlossen gemäß des Verfahrens „Wege zur Qualität“ (siehe Seite…) auf allen Gebieten an der Schulentwicklung zu arbeiten. Es handelt sich hierbei um ein ganzheitliches und prozessorientiertes Management- und Qualitätsentwicklungsverfahren.
Die pädagogische Qualität wird gewährleistet durch die kollegiale Arbeit in den Konferenzen und der Personalkreis wacht über die pädagogische Eignung und Entwicklung der Mitarbeiter.
5. Mitwirkung von Eltern und Schülern
Klassenlehrer und -betreuer arbeiten eng mit den Eltern ihrer Klassen zusammen.
Klassenübergreifend und gemeinschaftsbildend ist das Schulparlament, das Gremium, in dem Eltern, Lehrer und Schüler der Oberstufe über Fragen des Schullebens und der Schulentwicklung beraten und Entscheidungen vorbereiten oder auch treffen.
Darüber hinaus arbeiten Eltern im Vorstand mit, im Beitragskreis, Küchenkreis, Basarkreis und im Elternmitarbeitskreis, der sich um die Pflege des Außengeländes kümmert.
Vertreter der Oberstufenklassen treffen sich regelmäßig zu Besprechungen und bilden die SV.
6. Konfliktbearbeitung
Zur Konfliktbearbeitung gibt es den aus drei Kollegen und drei Eltern gewählten Beirat. Der Beirat arbeitet vertraulich, er unterstützt den Vorstand und die Schule bei der Vorbeugung und Bewältigung von Konflikten und unterbreitet gegebenenfalls Lösungsvorschläge.
7. Verantwortung
Die Verantwortung für die pädagogischen, konzeptionellen und personalen Prozesse liegt zunächst in den Gremien und bei jedem einzelnen Mitarbeiter innerhalb seines Aufgabengebietes, letztlich aber bei den beiden Vorständen des Waldorfschul-Vereines und des Fördervereins.
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